Kantonsschule Reussbühl
Luzern

Flipped Classroom

Die Idee des sogenannten "umgedrehten Unterrichts" (flipped classroom, inverted classroom) ist relativ jung. Bei dieser Methode werden die Hausaufgaben und die Stoffvermittlung insofern vertauscht, als die Lerninhalte zu Hause von den Schülern erarbeitet werden und die Anwendung in der Schule geschieht (und nicht umgekehrt, wie es dem "klassischen Unterricht" entspricht).

Dabei können Laptops von grossem Nutzen sein, da Inhalte auch digitalisiert vorliegen. Es ist aber auch eine Kombination von Print-Quellen und elektronischen Quellen (auch z.B. Lernvideos) möglich.

Konzeptidee

Traditioneller Unterricht:

  • LP vermittelt Wissen im Unterricht und verteilt Unterlagen
  • SuS hören zu und machen Notizen
  • Als Hausaufgaben werden  Übungen gemacht, die das Gelernte vertiefen

Flipped Classroom:

  • LP stellt Lernvideos oder Lernmaterial (oft in digitaler Form) zur Verfügung; evtl. werden auch Leitfragen gestellt
  • SuS sehen/ hören/ lesen dieses Lernmaterial als Vorbereitung auf die Lektion, Einzelsequenzen können wiederholt werden. Temporäre Links auf Videos auf nanoo.tv dienen diesem Zweck hervorragend.
  • Im Unterricht wird das Zuhause erworbene Wissen angewandt, vertieft, reflektiert
  • Nicht nur die LP, sondern auch die anderen SuS können bei Verständnisschwierigkeiten helfen. Die Lehrperson hat mehr die Rolle des Moderators oder Coaches, kaum mehr die des Wissensvermittlers

Universitäre Lehre und Forschung 

Im Bereich der universitären Lehre und Forschung hat die Methode des flipped classroom auch Anhänger gefunden, insbesondere:

  • Christian Spannagel (*1976). Er ist ist diplomierter Informatiker und Doktor der Pädagogik und seit 2010 Professor für Mathematik und Mathematikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
  • Jürgen Handke (*1954). Dr. phil. (Linguistik), seit 1991 Professor an der Philipps-Universität Marburg am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Linguistik und des E-Learnings.
  • Marcel Lebrun. Dr. phil. II (Physik), Professor für Bildungstechnologien und pädagogischer Berater am Institut für Universitätspädagogik und Multimedia an der Université catholique de Louvain (Belgien). 
  • Jörn Loviscach (*1965). Er ist Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der Fachhochschule Bielefeld.

Interessante Links

Definition des "flipped classroom" auf der deutschsprachigen Wikipedia

Erläuterungen zum flipped classroom im Blog einer Privatperson

Link zu einem Youtube-Video in englischer Sprache (darin erläutern die beiden "Erfinder" der Methode, Aaron Sams und Jonathan Bergmann, ihr Konzept)

Vorteile der Methode

  • Die SchülerInnen können sich die Vorlesungen/ Videos/ Unterlagen in Ruhe und konzentriert anhören/ ansehen, beliebig viele Pausen einschalten oder sich jede Stelle noch einmal anhören
  • Die Filme/ Unterlagen sind auch für SuS, die im Unterricht fehlten, verfügbar
  • Im Unterricht hat die Lehrperson mehr Zeit für die individuelle Betreuung der SuS
  • SuS werden dazu angeregt, auch in anderen Fällen/ Fächern/ Bereichen ergänzend zum Vortrag der LP in einem Buch oder im Internet selbständig (aktiv) nach Informationen zu suchen statt (passiv) nur einfach die LP zu fragen
  • Es besteht ein erhöhter Druck, die Hausaufgaben zu lösen, weil man sonst im Unterricht nicht mitkommt
  • Die Methode kann auch gut bei Abwesenheiten der LP (Weiterbildung, Erkrankung) eingesetzt werden

Nachteile der Methode

  • SuS können in der Phase des Wissenserwerbs Zuhause nicht direkt nachfragen; es sei denn, die LP richtet einen Frage-Chat ein; dies erhöht die Präsenzzeit für die LP aber stark
  • Eigentlich ist die Form nichts weiter als die Überführung des «ungeliebten Frontalunterrichts» in eine andere Medienform. Das Vorgehen ist gänzlich nicht-induktiv
  • SchülerInnen arbeiten vereinzelt und verbringen - wenn die Methode häufig eingesetzt wird - viel Zeit vor dem Computer
  • Möglicherweise müssen die SuS viel länger Hausaufgaben machen

Empirische Ergebnisse

  • Die Methode führt lleider nicht zu signifikant besseren fachlichen Leistungen
  • Eine signifikante Verbesserung ergibt sich: bei den allgemeinen Kompetenzen und den Arbeits-, Lern- und Kontrollstrategien
  • Mit «flipped classroom» (vor allem auf universitärem Niveau) investieren Studierende also eher zu viel Zeit, während es beim klassischem Unterricht/ der klassischen Lehre eher zu wenig ist
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