Kantonsschule Reussbühl
Luzern

Texte der 5. Klassen

Latini sumus

von Jakob Falz

Es ist Dienstag der 21.04.2015, wir befinden uns im Zimmer 213 und die erste Stunde am Nachmittag hat gerade erst begonnen. Nur drei Schülerinnen und ein Schüler sitzen im Zimmer, während Frau Stuber, die schon viele Jahre als Latein- und Geschichtslehrerin an dieser Schule unterrichtet, vor ihnen steht. Ist in dieser Klasse eine Epidemie ausgebrochen? Nein, dies ist die volle Besetzung einer Lateinstunde der Klasse 5a. Alina, Jakob, Jiapei und Kimberley besprechen mit ihrer Lehrerin gerade die kommende Schwerpunktfachreise nach Trier und Köln Ende Mai. Nach rund neun Reisestunden in verschiedenen S-Bahnen hoffen sie, trotz der Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn an ihrem Ziel anzukommen. Erst um 10 Uhr morgens müssen sie in Luzern in den Zug einsteigen, was natürlich alle freut.

Was hier den Eindruck einer sehr gemütlichen Schulstunde macht, sieht zehn Minuten später schon ganz anders aus. Die Schüler skandieren Verse aus „Pyramos und Thisbe“, einer von Ovids Metamorphosen. Das heisst, sie zeichnen die Betonungen ein, um dann die Verse richtig vorlesen zu können. Zur Kontrolle spielt Frau Stuber später ein Youtube-Video ab, in dem der eben erarbeitete Abschnitt richtig rezitiert wird. Damit aber noch nicht genug: Jetzt wird übersetzt. Alle arbeiten gemeinsam, wobei das Tempo trotzdem hoch bleibt. „Wenn man eine so kleine Klasse unterrichtet, kann man gut in der Gruppe arbeiten; es wird nicht zu laut und alle profitieren“, meint Frau Stuber. Während des Übersetzens weist die Lehrerin auf die grammatischen Strukturen hin, die sehr wichtig für die korrekte Wiedergabe des Textes sind. Jiapei kennt diese am besten. Sie weiss auch, was in dem gerade behandelten Satz der Knackpunkt ist: der relativische Anschluss. Jiapei ist vor vier Jahren aus China nach Luzern gekommen ist. Sie lernt gerne Latein, denn es hilft ihr gleichzeitig, auch das Deutsche noch besser zu verstehen. Das Durchschauen der grammatischen Strukturen erleichtert ihr das präzise Formulieren auf Deutsch. Auch die anderen interessieren sich für die komplizierte Grammatik des Deutschen, zumal sie im Alltag kaum wirklich beachtet wird, aber eigentlich sehr nützlich ist, um einen Sachverhalt präzise auszudrücken.

Vor rund einem Jahr hat die Klasse mit vier SchwerpunktfachschülerInnen zusammen mit den LateinerInnen der Stufe über ihnen Rom besucht. Das Studium der Epoche, in der Latein noch eine Weltsprache war, ist ein anderer Aspekt des Fachs. Der Rom-Aufenthalt war ein voller Erfolg und die Schüler erinnern sich gern daran, wie sie durch den Vatikanstaat wanderten, das forum romanum überquerten, das Amphitheater besichtigten und die Ausstellungsstücke der Kapitolinischen Museen bewunderten.

Dieses Jahr werden sie die von der Schule jeder Schwerpunktfachklasse zur Verfügung gestellte Sonderwoche nutzen, um nach Trier und Köln zu gehen, nachdem sie zur Vorbereitung dieses Aufenthalts zuvor an der Schule zwei Tage lang Texte gelesen haben werden. Alle freuen sich schon auf diese Woche. Die SchülerInnen und Frau Stuber opfern auch ihr Wochenende für die Reise, etwas nicht ganz Selbstverständliches!

Auch sonst verbringen die SchülerInnen oft Zeit ausserhalb der Schule miteinander im Rahmen des Kulturprogramms "Cultura Latina", das von den beiden Latein-Lehrerpersonen Frau Stuber und Herr Ebneter organisiert wird. Unter den freiwilligen Ausflügen befinden sich zahlreiche Theater- und Opernbesuche in der ganzen Schweiz und auch der Schweizerische Lateintag, der jährlich von LateinschülerInnen aller Stufen besucht wird.

Wieder zurück bei den Gedichten von Ovid: Die SchülerInnen sind gerade an der Übersetzung des Abschnittes, in dem ganz ausführlich und mit vielen Verzierungen erklärt wird, wo die Geschichte überhaupt spielt. Um zu zeigen, wie blau die purpurnen Mauern Babylons waren, zeigt Frau Stuber Bilder des Stadttores, das sich im Pergamonmuseum in Berlin befindet. Dann läutet auch schon die Glocke. Sie werden sich am nächsten Tag wieder treffen, um mehr über Pyramos und Thisbe zu erfahren, ein Paar, das sie auch schon im Deutschen Barock angetroffen haben, aber das ist eine andere Geschichte.


Literaturstunden aus zwei Kulturen

von Jaipei Yuan

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.“

So lautet der Anfang der berühmten Ballade des bekannten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe. Mit diesem Text begann die erste Deutschliteraturstunde in meinem Leben. Denn ich kam mit Dreizehn aus China in die Schweiz und trat im gleichen Jahr in eine zweite Klasse der Kantonsschule Reussbühl ein.  

Wir sassen im Zimmer und lauschten der Ballade. Die Schüler äusserten ihre Meinungen zu dieser Ballade, was ihnen gefallen hat und wo es Unklarheiten gab. In meiner Erinnerung standen plötzlich alle Leute einfach auf, packten ihre Schulsachen und verliessen das Zimmer, obwohl es noch nicht geklingelt hatte. Es erstaunt nicht, dass ich damals etwas geschockt war. In China würden die Schüler niemals einfach so während der Stunde das Schulzimmer verlassen. Warum taten sie das? Diese Frage stellte ich mir und ich erkundigte mich bei meiner Kollegin. Sie erklärte mir, dass wir in die Schulbibliothek gingen und dort mit dem Computer eine Ballade für uns suchen müssten. Das klang etwas merkwürdig. Warum müssen wir eine eigene Ballade suchen? Wieso teilt die Lehrerin uns keine zu? Was soll ich machen, wenn ich vielleicht eine langweilige Ballade wähle? Für mein damaliges Ich war so eine selbständige Arbeit bzw. Recherche sehr ungewöhnlich. Mir fehlte die Erfahrung. In China gibt es fast immer über vierzig oder fünfzig Schüler in einer Klasse, der Aufwand für solche Recherchen ist in einer fünfzigköpfigen Klasse leider fast unmöglich.  

Mit der Lyrik fing mein Abenteuer in der Welt der deutschsprachigen Literatur an. Gegenwärtig bewegen wir uns in der Romantik. Wir lesen nun die Erzählung „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann. Die Lehrerin streut uns nicht gerade Sand in die Augen, aber klare Antworten liefert sie uns auch nicht. Oft teilt sie uns in kleine Gruppen auf und lässt uns selber durch einen Gedankenaustausch mit der Banknachbarin oder in der ganzen Klasse Antworten finden. Sie steht auch immer bereit, wenn Unklarheiten während den Gesprächen auftauchen. Dann kommt sie in die Gruppen und tauscht ihren Interpretationsansatz mit unserem aus. Auch das wäre nicht möglich in China. Weil die Klassen immer so gross sind, kann der Lehrer nicht zu allen kleinen Gruppen gehen und mit ihnen sprechen. Deshalb stellen die SchülerInnen den Lehrern ihre Fragen erst nach der Gruppenbesprechung, so können auch die Schüler anderer Gruppen die Fragen mitbekommen.

Noch ein Unterschied zwischen den Literaturstunden in den unterschiedlichen Kulturen ist der Umgang mit alten Texten. Das Mittelhochdeutsch ist für die heutigen SchülerInnen recht schwierig zu verstehen, auch das Vorlesen eines mittelalterlichen Gedichts ist anspruchsvoll und die Lehrerin muss dabei helfen. Das ist anders in China. Die meisten alten Texte oder Gedichte sind den chinesischen SchülerInnen zu 70% klar verständlich. Wenn man auch den geschichtlichen Kontext kennt, versteht man das Gedicht zu 99%. Die chinesische Sprache verändert sich im Lauf der Geschichte im Vergleich zum Deutschen wenig, v.a. die Wörter haben meistens noch die gleiche Bedeutung wie früher und man wird schon von klein auf mit Texten oder Gedichten alter Meister erzogen. Die westliche Kultur fördert diese Auseinandersetzung weniger.

Es ist schön, an der KSR eigene Gedanken entwickeln und präsentieren zu können, aber die schönen alten Gedichte und Texte meines Heimatlandes vermisse ich natürlich trotzdem.


Eine Bereicherung in jeder Hinsicht

von Luisa Di Michelangeli

Die Ferien sind da und wir haben eine Menge Freizeit, in der wir Verschiedenes tun könnten. Jedoch ist leider nicht immer alles kostenlos und wir SchülerInnen müssen tief in unsere spärlich gefüllten Taschen greifen. Im Gegensatz zu unseren gleichaltrigen KollegInnen, die in der Lehre sind, verdienen wir noch kein Geld. Nebenjobs und Ferienjobs helfen, unser Taschengeld zu erhöhen. Die KSR bietet uns eine solche Möglichkeit, nämlich als Putzhilfe für den Hausdienst. Wie aufregend und bereichernd (nicht nur auf materieller Ebene) diese Arbeit sein kann, soll diese Reportage zeigen….

In der zweiten Woche der Frühlingsferien geht es jeweils los. Um 8:00 Uhr müssen alle Putzwilligen, jeweils ca. 50 SchülerInnen, bereit für die Arbeit sein. Unser Chef Roli, der Hauswart unserer Schule ist, teilt alle SchülerInnen den verschiedenen Aufgaben zu. Gleich danach beginnt die Arbeit. Ob wir den Boden, die Tische oder die Turnhalle putzen, die Arbeit ist nicht ohne und sie fordert ziemlich viel Nerven, z.B. wenn man die 1000 Kaugummis, die sich unter unseren Pulten befinden, abzukratzen hat. Unsere Hände werden ganz runzlig vom Wasser und vom schaumigen Putzmittel. Zum Transport der Tische wiederum müssen einige Muskeln vorhanden sein.  Am ersten Tag ist die Herausforderung am grössten: In den Ferien früh aufzustehen und sieben Stunden lang zu schuften, ist ganz schön erschöpfend. Jedoch gewöhnt man sich schnell daran und dank der guten Laune der MitarbeiterInnen gehen diese Tage schnell vorbei und machen uns sogar Spass.

Witzig ist, dass wir SchülerInnen, wenn wir als Putzhilfe arbeiten, einen Einblick in Zimmer bekommen, die für uns ansonsten nicht zugänglich sind. So konnte ich beispielsweise dieses Jahr zum ersten Mal den Olymp der Schule betreten – das Lehrerzimmer. Im Keller gibt es auch viele von den SchülerInnen unentdeckte Räume wie den Box-Raum, indem sich Matten und Boxsäcke befinden. Auch der Raum, in dem die Lappen, Schwämme und schaumigen Putzmittel aufbewahrt werden, wurde noch nie von SchülerInnen gesichtet.

Das Schulhausputzen ist jedoch nicht nur eine Entdeckungsreise durch die Schule, sondern auch eine Möglichkeit, neue Personen kennen zu lernen. Oft kennen sich  SchülerInnen aus unterschiedlichen Klassen nur oberflächlich, denn es gibt nur wenige Anlässe, bei denen sich die SchülerInnen der verschiedenen Stufen durchmischen und gemeinsam etwas anpacken. Da bietet eine Woche Schulhausputzen eine wunderbare Gelegenheit, SchülerInnen aus anderen Jahrgängen, die einem bisher vielleicht noch nicht aufgefallen sind, besser kennen zu lernen. Wir machen auch Bekanntschaft mit den Putzfrauen, die zwar immer bei uns an der Schule alles schön sauber halten, uns SchülerInnen aber kaum bekannt sind. Und wenn wir unsere MitarbeiterInnen besser kennen lernen, wird auch die Arbeit amüsanter. Wir brauchen keine Musik mehr, um den anstrengenden Tag zu bestehen, wir können uns auch mit unseren neuen Kollegen unterhalten.

Durch unseren Ferienjob können wir sehen, was es braucht, um unsere Schulen sauber zu behalten. Die Arbeit als Reinigungshilfe sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn es gibt viel zu tun, trotzdem kann sie viel Spass machen. Wir gewinnen auch Erfahrung, denn wir können einen Einblick in die Arbeitswelt erlangen und erkennen, dass es bei jedem Job wichtig ist, verantwortungsvoll und zuversichtlich zu sein. Und wer ist schon nicht motivierter, in die Schule zu gehen, wenn er weiss, dass er mit seiner Ferienarbeit dazu beigetragen hat, dass das Schulhaus blitzblank ist? 


Freiwilliger Schulsport 

von Eduard Karaqi

Es ist Freitagnachmittag um 16:35 Uhr. Endlich befreit die Schulglocke die SchülerInnen vom Unterricht und entlässt sie ins Wochenende. Doch gibt es im Lichthof einige, welche die Schule nicht verlassen. Unter ihnen befinden sich Jungs aus der fünften und sechsten Klasse der Kantonsschule Reussbühl. Sie begrüssen sich freundlich und warten, bis alle am Versammlungsort erschienen sind. Vom Lichthof gehen die Jungs zusammen weiter zur Garderobe der Turnhallen. Dort ziehen sie sich um. Viele davon tragen das Fussball-Trikot ihrer Lieblingsmannschaft und einer davon hält einen Fussball in der Hand.

Die Idee mit dem freiwilligen Schulsport, der vor allem für sportliche und fussballbegeisterte Jungs gegründet wurde, kam von Kevin Winter aus der Klasse 5K. Jeden Freitag nach 16:35 Uhr treffen sich die Jungs, um Fussball zu spielen. Einige Jungs wärmen sich mit ein paar Kurzpässen und Schüssen ein, bevor die Gruppeneinteilung bekannt gegeben wird. Die Gruppen werden schon am Vorabend von einer App zufällig generiert. Für die Jungs bedeutet dies zugleich, dass sie sich im Falle einer Verhinderung bis am Vorabend um 20:00 Uhr im Whatsapp-Gruppenchat für den freiwilligen Schulsport abmelden müssen. Vier Gruppen à je fünf Spieler werden aufgestellt: ein Torhüter und vier Feldspieler. Damit alle Gruppen eine Chance zum Spielen bekommen und das Spiel intensiver und attraktiver wird, dauert jedes Spiel nur fünf Minuten. Die Mannschaft, die den Match gewinnt, bleibt im Spiel, bis sie auch einmal verliert und somit das Spielfeld der anderen Mannschaft überlassen muss. Im Falle eines Unentschieden entscheidet das "Scheren-Stein-Papier"-Prinzip. Bei Schönwetter wird auf dem Hartplatz der Kantonsschule Reussbühl gespielt, bei Schlechtwetter in der Halle des Ruopigen Schulhauses.

Die Sonne scheint hell, das Wetter ist warm. Die Gruppen werden von Kevin Winter bekannt gegeben. Zwischen den Mannschaften herrscht eine aufgeheizte Atmosphäre. Dabei fallen provokative Sprüche wie „Ihr habt keine Chance gegen unsere Mannschaft!“ oder gar „Wir werden euch zerstören!“. Beide Mannschaften beziehen ihre Positionen und das Fussballspiel kann beginnen. Schon ab der ersten Sekunde geht es schnell und kräftig voran. Das Tempo wird hochgehalten und viele Zweikämpfe werden ausgeführt. „Lasst uns eine Trinkpause machen, ich verdurste fast“, bekommen die Mitspieler von Giorgio Metz aus der Klasse 5e zu hören, dem die grosse Hitze nach wenigen Spielminuten Schwierigkeiten bereitet. Eine kleine Trinkpause ist jedoch allen willkommen. Die Spieler holen sich ein kaltes, erfrischendes Getränk aus ihrem Trainingsanzug. Anschliessend wird wieder Fussball gespielt.

Viele der Jungs sind in einem Fussballverein. Einige davon verdienen sich dort als aktive Spieler in den Ligen ihr Geld, andere warten noch darauf. „Mit seinem Hobby Geld zu verdienen, macht wirklich Spass", meint Matthias Häfliger aus der Klasse 5a, der in der ersten Mannschaft des FC Sempach spielt. Es gibt unter den Jungs auch Handball-, Volleyball- und Tennisspieler wie zum Beispiel Yannick Brigger aus der Klasse 5e. Auf die Frage, wie ihm als begeisterten Tennisspieler denn das Fussballspielen gefalle, meint er: „Ich mag den Sport, weil ich so den Alltag vergessen kann. Fussball ist neben Tennis meine Lieblingssportart.“

Nach etwa zweistündigem Fusssballpielen sind die Schüler erschöpft. Nun heisst es wieder viel Wasser trinken, um den grossen Durst zu stillen. „Heute haben wir euch klar besiegt“, meint Kevin Winter. „Das Wetter war aber sehr warm“, entgegnet Giorgio Metz souverän die Provokation. Die Jungs nehmen ihre Trainer und ihre Wertsachen mit in die Garderoben zurück und erfrischen sich unter einer kalten Dusche. Danach wünschen sie sich gegenseitig ein schönes Wochenende und verabschieden sich.

Bis heute zählt die Whatsapp-Gruppe 21 Schüler, die den freiwilligen Schulsport besuchen. Ob sich künftig noch mehr Schüler anschliessen werden, um nicht im Abseits zu stehen?


Hahnenkampf zwischen Lehrer und Schüler - Prägende Momente meiner Kantizeit

von Sari Wirta

Wir alle haben in unserer Schulzeit gewisse Ereignisse, die uns in irgendeiner Art prägen. Ereignisse, an die wir uns noch lange zurückerinnern wollen. Eines dieser Ereignisse war für viele SchülerInnen der Kantonsschule Reussbühl die Jubiläumsschulreise zum 40. Geburtstag unseres Schulhauses.

Mit dem gleichen Ziel bestritten alle Klassen auf verschiedenen Wegen den Aufstieg auf die Klewenalp. Am Treffpunkt angekommen, waren alle erleichtert und voller Vorfreude auf den bevorstehenden Abend. Es erwarteten uns mehrere Acts, von denen einige spannender als andere waren. Den Höhepunkte des Abends bildeten für viele von uns die Gruppen Dabu Fantastic &Vivian. Ausserdem durften wir alle Zeugen eines überaus spektakulären Feuerspiels werden.

Da ich als Erstklässlerin zu den Jüngsten gehörte – ich war erst seit etwa einem Monat an der Kantonsschule Reussbühl –, prägte mich das Ereignis sehr. Ich lernte meine KlassenkameradInnen und MitschülerInnen aus Parallelklassen um einiges besser kennen. Es war ausserdem das erste und wahrscheinlich auch das einzige Mal, dass ich eine Wanderung in einer so grossen Gruppe unternahm.

Ein weiteres unvergessliches Erlebnis meiner bisherigen Schulzeit war mein erster Maturandentag. Ich war in der ersten Klasse und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Wie immer stiegen wir alle aus dem Bus, doch etwas war anders, denn der ganze Eingang war dekoriert und durch unsere damaligen MaturandInnen blockiert. Es überraschte mich, wie locker die LehrerInnen den ganzen Morgen lang die Tatsache hinnahmen, dass ihr Unterricht durch die MaturandInnen gestört wurde, obwohl sie doch sonst so streng sind. Jeder von uns kam dank den SechstklässlerInnen mit einem farbverschmierten Gesicht ins Klassenzimmer und stellte mit Erleichterung fest, dass alle anderen, inklusive Lehrer genauso, wenn nicht gar schlimmer aussahen. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch das „Lehrer gegen Schüler“-Turnier als Höhepunkt des Maturandentages. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich zum Beispiel meinen Englischlehrer bauchtanzend im Lichthof erspähte oder meinen Geografielehrer bei einem Hahnenkampf gegen einen Schüler beobachten konnte. Die Maturandentage im Allgemeinen prägten meine folgende Schulzeit, da sie mir die gesamte Lehrerschaft aus einem ganz anderen Blickwinkel zeigten. Ich hatte nicht mehr nur das Bild der strengen Dozierenden aus dem Unterricht vor Augen, sondern konnte einmal mehr beobachten, dass auch die strengste Lehrperson eine lockere Seite hat und für Spass zu haben ist.

Der Austausch mit der Schweizerschule in Barcelona war jedoch das Erlebnis, welches mich wahrscheinlich am stärksten für das Leben geprägt hat. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, die ich sofort wiederholen würde. Ich habe neue Menschen kennengelernt, die ich sonst wahrscheinlich nie im Leben getroffen hätte, und habe den spanischen Alltag miterleben dürfen mit all seinen für manche von uns vielleicht ungewohnten Eigenheiten: So assen wir beispielsweise zweimal zu Mittag und erst spät abends nahmen wir das Abendessen zu uns. Ausserdem durften wir wunderschöne neue Orte entdecken, in Begleitung von Personen, die mir in einer Woche schnell ans Herz wuchsen. Durch diese Erfahrung wurde in mir einmal mehr die Lust geweckt, neue Orte auf der Welt mit den dort lebenden Personen und den dort herrschenden Traditionen und Kulturen kennen zu lernen.

Obwohl sich der Schulstress auf jeder Klassenstufe bemerkbar machte, überwiegen rückblickend die schönen Ereignisse, die ich an der KSR erleben durfte. Sie lassen mich die stresserfüllten, nervenauftreibenden Stunden vergessen.

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