DeLL im Schuljahr 2021/2022
Final von "Jugend debattiert" am ersten Aprilwochenende in Bern
Cédric Herbst brilliert auch im nationalen Final
Bereits im Januar als Zentralschweizer Meister im Rahmen des „Regiocups Kanti Debattiert“ ist Cédric Herbst als formidabler Debattant in Erscheinung getreten. Nun hat er auch auf der nationalen Bühne in Bern auf hohem Niveau nachgelegt. Dabei verpasste er haarscharf den Schweizer Meister-Titel: Seine beispielhafte Konstanz und sein durchwegs sehr gutes Debatten-Level waren beeindruckend!
Eigenständig, sicher, und in einer äusserst angenehmen Art im Dialog mit den Kontrahenten überzeugte der KSR-Maturand auch in seinen drei Auftritten auf nationaler Ebene. Er zeigte sich dabei durchaus als sehr dossiersicher. Die grösste Herausforderung bestand am Samstagmittag darin, sich innert einer Stunde auf die Finalsituation einzustellen: Dabei galt es nämlich, in der Pro-Position so zu argumentieren, dass er befürwortet, dass die Schweiz auch Klimaflucht als Asylgrund annehmen solle. Bereits im zweiten Hauptrunden-Streitgespräch zuvor, früh am Samstagmorgen, zeigte sich der Emmenbrückler „in Form“. Er überzeugte als Verfechter einer allgemeinen Dienstpflicht – notabene für Mann und Frau – und verdiente sich absolute Bestnoten.
Im heissen Hitchcock-Finale am Samstagnachmittag ergab sich ein veritabler Spitzenkampf um die Schweizer Debattierkrone. Im knappen Kopf-an-Kopf Rennen warf Cédric Herbst nochmals alle Argumente und seine stupende Sachkompetenz in die Waagschale. Einzig die spätere Schweizer Meisterin Laurine Frauchiger aus Will die Fachjury überzeugte noch mehr. Cédric war nach dem anspruchsvollen Debattenmarathon über die beiden Tage äusserst zufrieden: “Die Schlussdebatte war hart umkämpft. Es ist mir gut gelaufen, und ich bin sehr glücklich über diesen Erfolg!“ meinte der 18-jährige Maturand, der in der Freizeit auch ein zuverlässiger Hobby-Handballtorwart ist.
Auch die beiden jüngeren KSR-Teilnehmer, der 14-jährigen Kay Gehringer und die gleichaltrige Zoë Häfliger haben in ihrer Kategorie sehr kompetent agiert! Sie können ihre ersten Erfahrungen auch für die Zukunft nutzen, haben spannende Debatten mitgeprägt und sich über gesellschaftliche Zukunftsfragen Gedanken gemacht. Zoe Häfliger hat sich bei der Frage, ob für Frauen eine Quote eingeführt werden sollte, mit Engagement für ein Ja eingesetzt. Daneben konnte Kay Gehringer die Jury und Debattenteilnehmer mit seinen Gedanken zu umweltbewussterem Umgang mit Einwegplastik herausfordern. „£wir müssen jetzt handeln, sofort“, mahnte er eindringlich.
Als Tüpfelchen auf dem „i“ konnten alle drei Reussbühler Teilnehmer im attraktiven Rahmenprogramms einen Besuch im Bundeshaus absolvieren.
Die Reussbühler Debattanten zeigen damit zum wiederholten Mal sehr gute Leistungen auf nationalem Niveau. „Es wird weiterhin wichtig sein, sich diese Art von Begleitung und Förderung von Schülern und Schülerinnen auf die Fahnen zu schreiben,“ meinte Betreuer und Deutschlehrer Pascal Bösch nach dem aus KSR -Sicht sehr erfolgreichen Debatten-Weekend. Toll, so Bösch weiter, sei aber besonders,“ dass die SchülerInnen für diese Zusatz-Programme neben dem Unterricht vollen Einsatz leisten und dabei auch keinen Zusatzaufwand scheuten. Das ist Begabungsförderung in Reinkultur.“
Christian Fallegger, AG DeLL
Migrationspodium vom Dienstag, 8.3.2022
Die Kantonsschule Reussbühl Luzern hat dieses Jahr erstmals ein Politpodium zum Themenbereich «Migration» ins Programm aufgenommen. Am ersten Dienstag nach den Fasnachtsferien kreuzte ein kompetentes Quartett von Kantonsräten aus den 4 Parteien der FDP, SVP, SP und der Mitte die Klingen. Durch den Krieg in der Ukraine ergab sich ein hochaktuelles Einstiegsthema: Die Frage, ob die Schweiz und der Kanton Luzern schnell und unbürokratisch Hilfe leisten sollten, bejahten alle vier in seltener Einigkeit. Und zudem war das von «discuss-it»-Moderator David Fischer geleitete Sachgespräch von vielen reflektierten Voten geprägt.
In seinen Einleitungsworten zum Thema ging Moderator David Fischer auf die tragische Dimension des Ukraine-Kriegs ein. Mittels einer geschickten Verknüpfung der historisch-politischen Fakten des Konflikts mit der Fluchtmigration lenkte er die Diskussion rasch auf die Kernfrage hin: «Ist es richtig, dass die Schweiz aus dem Krisengebiet flüchtende Ukrainer bei sich aufnimmt?» Einhellig bejahte das Politik-Quartett diese Frage. Ebenso sichtbar wurde, dass die vier Volksvertreter durchaus verschiedene Formen der Hilfe bejahen.
SP-Frau Anja Meier betonte in ihrem Votum, auch der Kanton Luzern sollten Grosszügigkeit in einer besonderen Lage zeigen: «Die öffentliche Hand sollte hier mehr beisteuern.» Genauso wie der Bundesrat sollte die Luzerner Regierung unbürokratisch helfen, meinten die Parlamentarier unisono.
Im zweiten Teil der Diskussion gingen zuerst Podiumsteilnehmer, dann auch die Schülerschaft auf die Frage ein, ob es richtig sei, die ukrainischen Flüchtlinge gegenüber anderen Nationen aus anderen Konfliktherden wie Syrern oder Afghanen mit einem Spezialstatus auszurüsten. Hier gab sich Rolf Bossart staatsmännisch, ja fast väterlich: «Man muss in dieser Frage, wie auch sonst in der Diskussion um Flüchtlinge und Integration gut differenzieren!» Dabei meinte der oberste Luzerner, des Jahres 2022 sich selbst, die Politiker und auch das jugendliche Publikum. Und fügte augenzwinkernd hinzu: «Und wir können differenzieren, alle hier im Saal!»
Bei solch augenfälliger Not ist eine Spezialbehandlung der Flüchtlinge nötig! Auch hier herrschte Einigkeit bei den Teilnehmern. Auseinander gingen die Voten eher in der Frage, wie lange die Flüchtlinge in der Schweiz und in den Kantonen bleiben sollten. «Integration ist eine zweiseitige Angelegenheit», mahnte Mitte-Vertreter Roger Zurbriggen. Er veranschaulichte das mit seinen Erfahrungen auf Gemeindeebene, aber auch Bezirksebene, wo er mit dem Flüchtlingswesen direkt konfrontiert ist. Bei der Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge zeigte sich ein weiterer Unterschied: Kantonsratspräsident Bossart glaubt, dass die Flüchtenden zurückwollen. Anja Meier relativierte: «Ich bin nicht so sicher, ob sie wirklich rasch zurückkehren können. Deshalb müssen wir auch an Integrationsmassnahmen denken.»
Bei der anschliessenden Diskussion in Kleingruppen überlegten sich die Lernenden, ob der unterschiedliche Status der Flüchtlinge und ihre Behandlungsweise bezüglich Aufenthaltsdauer und die Möglichkeiten zur Integration in den Arbeitsmarkt hierzulande sinnvoll sind. Klar wurde: Die Politiker und auch die Schüler trauen sehr vielen Migranten, die in unserem Land arbeiten wollen, die Integration zu. Kantonsratspräsident Rolf Bossart meinte «Als Unternehmer und Ausbildner im Zivilberuf habe ich gute Erfahrungen mit vielen Migranten gemacht: Wer Freude an der Arbeit entwickelt, kann sich auch besser integrieren», lautete sein Credo.
Die Gäste wanden dem jugendlichen KSR-Publikum zum Abschluss ein Kränzchen: Podiums-Moderator David Fischer von Discuss-it staunte: «Mir fiel die spezielle Betroffenheit und hohe Konzentration bei den Schülerinnen und Schülern sofort auf.“ FDP-Kantonsrat David Bärtschi und Anja Meier, SP-Vertreterin, stimmten ihm zu. „Beim spontanen Gruppengespräch mit den Schülern erlebte ich sehr reflektierte Aussagen,“ meinte Anja Meier. Auch Bärtschi attestierte den Schülergruppen ein gutes Niveau.
Umgekehrt fällt auch die Bilanz der Schülerinnen und Schüler positiv aus. Die Viertklässlerin Nolan Zwyssig bilanzierte den Anlass wie folgt: ”Was mich am meisten erstaunt und vor allen Dingen erfreut hat, ist die Einigkeit unter den verschiedenen Parteien, den Ukrainerinnen und Ukrainern zu helfen. Ich denke, mit dieser Hilfsbereitschaft ist sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Jetzt gilt es, die Solidarität zu verwirklichen, konkrete Ideen und neue Entwürfe umzusetzen.»
Im Anschluss an die Diskussion begaben sich alle Podiumsteilnehmer ins Foyer. Hier nahmen die insgesamt fast 150 Schülerinnen und Schülern aus allen vierten Klassen und zwei dritten Klassen gemeinsam mit den prominenten Podiumsgästen eine Friedenskerze mit auf den KSR-Aussenplatz. Dort setzten alle mit ihrem Friedenslicht in den gemeinsamen Kreis ein symbolisches „Peace“-Zeichen. Dieses setzte ein hoffnungsvolles Zeichen seitens der Schulgemeinschaft für einen raschen Waffenstillstand im Konfliktgebiet und beendete die Veranstaltung auf stimmige, friedliche Weise.
Christian Fallegger, AG DeLL
Junge Stimmen zum Podium:
Cyryl Ruf, L20b: «Ich fand die Podiumsdiskussion sehr interessant und wichtig für uns Jugendliche, da es für viele der erste kleine Einblick in die Politik war und es um ein sehr wichtiges Thema, den aktuellen Krieg ging. Interessant war auch, die jeweiligen Ansichten der Politiker aus den verschiedenen Parteien zu hören. Was mich beeindruckt hat, war, dass Politiker täglich Probleme bewältigen müssen, bei deren Lösung man es nie jedem Recht machen kann. Ein gutes Beispiel dafür waren die verschiedenen Aufenthalts-Ausweise wie die unterschiedlichen Ausweis-Status B, C und S. Hier waren einige der Meinung, jeder Flüchtende sollte einen S Ausweis bekommen, nicht nur die Flüchtlinge aus der Ukraine.»
Lilo Eltz, L20b: «Ich fand die Frage interessant, in der es um die Grenze der Hilfeleistung in der aktuellen Situation ging. Die Politiker waren sich einig, dass es im Moment keine rote Linie gibt, was mich überrascht hat. Ich fand das Podium sehr interessant, es hat zum Weiterdenken angeregt.
Jael Burri, L20a: «Die Politiker haben mir einen ehrlichen Einblick in die Welt der Politik und in das Thema Krieg und Migration gegeben. Sie haben nicht nur Defizite aufgezählt, sondern auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie man helfen kann. Am liebsten hätte ich gleich selbst mitdiskutiert mit den Politikern.»
Nils Aregger, L20b: «Mein Eindruck war, dass sich einiges in der Frage Migration in die Schweiz geklärt hat. Wir wurden uns einiger Sachlagen bewusst, welche wir vorher vielleicht noch gar nicht in Betracht gezogen hatten. Ich fand das ganze Podium mitsamt der Moderation und dementsprechend auch wie die Politiker miteinander interagierten, interessant. Es hat der Arena (SRF) nicht geglichen, denn meiner Meinung nach haben die anwesenden Politiker sehr anständig miteinander diskutiert. Ich würde mir auch gerne mehr solcher Diskussionen wünschen. Der Aufwand für die Vorbereitung hat sich gelohnt.»