David Schaffner ist stellvertretender Leiter der Bundeshaus-Redaktion von Tagesanzeiger und Bund. Er studierte Germanistik, Philosophie und Publizistik in Zürich und schloss mit einer Arbeit über politische Rhetorik in Internet-Diskussions-foren ab. Nach dem Aufbau mehrerer Kultur-Websites arbeitete er als Innerschweizer Korrespondent für den Tagesanzeiger, als Bundeshauskorrespondent für Facts und als Ressortleiter Inland für die Gratiszeitung ch.
Welche Alltagsarbeit erwartet einen Bundeshaus-Journalisten?
Zuerst erklärte Herr Schaffner, dass er Alltag und Sessionen trennt. Alltag ist für ihn alles im Büro: Artikel zu schreiben, Zeitungen zu lesen, usw. Während den Sessionen herrscht in der Tagesanzeiger-Redaktion Hektik pur: Die Redaktoren müssen Pläne erstellen, wer wo wann berichtet und was interessant ist. Zudem muss man die Anforderungen der Leserinnen und Leser erfüllen: Was interessiert diese? Geschicke Schwerpunktsetzung ist verlangt. Ausserdem man sollte keine Details über die kleinen Abstimmungen der Session verraten.
Herr Schaffner machte uns deutlich, dass der Journalistenberuf durch das Internet schwieriger wurde, da man die neusten Informationen bereits nach fünf Minuten im Internet nachlesen kann.
Die Stärke des Tagesanzeigers besteht in der vertieften Berichterstattung: Durch die genaue Analyse der Bundesrats- und Kommissionssitzungen, die z.T. durch Pressekonferenzen ergänzt werden, kann sich der Journalist besser in die getroffenen Entscheidungen hineinversetzen und somit die Innensicht des Bundeshauses darstellen, was mit aufwändiger Informationsbeschaffung verbunden ist.
Haben JournalistInnen persönliche Beziehungen zu ParlamentarierInnen?
Man kennt die meisten ParlamentarierInnen durch die Kommissionssitzungen und den Kontakt über Telefon oder SMS. Man trifft auch viele PolitikerInnen, weil sich akkreditierte JournalistInnen beim freien Bewegen durch das Haus mit den Räten so auch kleine Konversationen starten können.
Muss man als Journalist die Themen manchmal regelrecht zusammensuchen, z.B. in der Frühlingspause, wenn keine Sessionen sind?
Bei den Pausen muss man im Vorfeld sehr gut planen und dann längerfristige Themen lancieren, dies ist jedoch meist nicht einfach.
Wie sehen die Arbeitszeiten von JournalistInnen aus?
Es ist sehr unregelmässig, ich fange meist um 07.00 Uhr an und arbeite bis ca. 19.00 Uhr. Am Morgen ist zunächst viel Lektüre von anderen Medien angesagt, dann werden Themen recherchiert, in den Redaktionssitzungen diskutiert, ehe dann vielleicht noch völlig neue brisante Themen auftauchen, welche dann die ganze Planung über den Haufen wirft.
Gibt es einen typischen Karriereverlauf?
Nein, der Beruf des Journalisten ist nicht wirklich geschützt, trotz der Bezeichnung BR (=Berufsregister) und es gibt sehr unterschiedliche Zugänge zu diesem Metier. Es ist zu empfehlen, ein allgemeinbildendes Studium zu absolvieren. Viele Journalisten kommen mit einem Geschichtsstudium ins Metier. Ich empfehle, dass vorher ein Wirtschafts- oder Jusstudium zu absolvieren ist.